Heimische Sportstätten nachhaltig finanziell auf gesunde Beine stellen
Kommunen fordern mehr finanzielle Entlastung – fehlende Mittel und Planungssicherheit – Staatssekretär Mayer lässt Olympia-Idee wieder aufleben
Sportlich läuft es in den großen heimischen Wintersportstätten in Inzell, Ruhpolding, Götschen und am Königssee gut und auch die Begeisterung der Sportfans ist ungebrochen, wie beispielsweise wieder beim anstehenden Biathlon-Weltcup im Januar in der Chiemgau-Arena erwartet werden darf. Sportler verfügen über perfekte Bedingungen in den Sportstätten. Anders verhält es sich mit der finanziellen Ausstattung mit Bundes- und Landesmittel für die betroffenen Gemeinden. Hier klagen die Gemeinden und Kommunen seit Jahren über steigende Kosten und zu geringe öffentliche Zuschüsse für Investitionen und Betriebskosten.
Schon seit Jahren dringt der heimische Bundestagsabgeordnete Peter Ramsauer auf eine Erhöhung der Bundeszuschüsse, auf dessen Initiative sich im Februar 2017 die Mitglieder des Sportausschusses des Deutschen Bundestages ein Bild vor Ort machten, und sich die Sorgen und Forderungen der heimischen Kommunalpolitiker und Leistungssportverantwortlichen anhörten. Ein Besuch der offensichtlich Früchte trägt. Wurde doch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung der Aufbau und die Umsetzung einer langfristig angelegten Strategie für Sportgroßveranstaltungen beschlossen. Darüber hinaus bestand Einigung den Modernisierungs- und Sanierungsstau in der Infrastruktur der Sportanlagen, die dem Spitzensport dienen, entgegen zu wirken. Man wolle sich an den Unterhaltskosten der Anlagen, die in kommunaler Trägerschaft liegen, beteiligen.
Für die betroffenen heimischen Gemeinden und die Verantwortlichen der Bundesstützpunkte und Trainingsstätten besteht weiterhin große Unsicherheit, wie auflaufende Defizite aufgefangen werden können. Auf Initiative Ramsauers trafen sich am Montag Vertreter der betroffenen Gemeinden, des Leistungssports sowie der Bundespolitik und des Bundes-Innenministeriums in der Chiemgau-Arena in Ruhpolding. Er attestierte den heimischen Wintersportstätten ein Niveau, in denen „aus dem Stand Weltmeisterschaften aber auch Olympische Spiele möglich wären. Sie sind das Tor zur großen weiten Welt.“
Stepan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat gab die künftige Richtung vor: „Es gibt mehr Geld für die Kommunen.“ Die Bundesregierung wolle mehr Geld in den Sport investieren und den betroffenen Kommunen für ihre Sportstätten mehr Planungssicherheit geben – kritisieren die Betroffenen doch, dass bis heute weder Informationen hinsichtlich der Finanzplanung für das kommende Jahr zur Verfügung stehen, noch die Berechnungsgrundlage transparent sei. Auch monierte man die Förderung auf Grundlage von Kaderzahlen, da sich die Betriebskosten bei differierender Anzahl der zugewiesenen Kaderathleten nicht verändern würden.
Dass die finanziellen Anforderungen für die Gemeinden kaum zu stemmen seien, machte beispielsweise in der Diskussion Inzells Erster Bürgermeister Hans Egger deutlich: „Inzell zahlt mehr als Bund und Land gemeinsam. Wir brauchen deutlich mehr.“ Auch Ruhpoldings Erster Bürgermeister Claus Pichler machte nicht zuletzt vor dem Hintergrund von bis zu neun Millionen Euro an zukünftig geplanten Investitionen in der Chiemgau-Arena in den kommenden drei Jahren deutlich, dass sich Bund und Länder mehr bewegen müssten. Der Regelfördersatz des Bundes in Höhe von 30 Prozent sei „völlig unrealistisch“.
„Bestandsgarantie“ für heimische Wintersportstätten
Staatssekretär Mayer brach eine Lanze für die heimischen Spitzensportstätten und machte deutlich, dass die Leistungssportreform keine Sparreform sei. Der Sporthaushalt sei um 70 Millionen Euro auf 235 Millionen Euro aufgestockt worden, inklusive einer von acht Millionen Euro auf 23 Millionen Euro Erhöhung für die spezielle Trainingsstättenförderung. Mit der Reform einhergehend sei ein stärkerer Konzentrationsprozess mit weniger Stützpunkten. „Die hier jedoch sind in keiner Weise in Gefahr. Hier wird unter erschwerten Bedingungen hervorragend gearbeitet.“
MdB Artur Auernhammer, Mitglied des Sportausschusses im Deutschen Bundestag wies auf die Bedeutung der diesjährigen Ausschussreise in die Region hin: „Es hat die Kollegen wachgerüttelt. Wintersport ist eine ganz andere Herausforderung als ein Fußballplatz.“ Es werde hier „unheimlich viel geleistet“ würdigte er das haupt- und ehrenamtliche Engagement in und um die heimischen Wintersportleistungszentren. Es müsse in der Gesamtkonzeption auch mit dem Freistaat gesprochen werden. Hatte das Land Bayern im vergangenen Jahr in Ruhpolding doch eine einmalige Zuwendung in Höhe von 84.400 Euro gewährt (wir berichteten). Für das laufende Jahr gibt es jedoch keine Aussagen über die Höhe und den Auszahlungszeitpunkt.
Dass die Zuordnung der Kaderathleten eine nicht unproblematische Folgewirkung haben könne, betonte Ministerialdirigentin Beate Lohmann. Man wolle keine Fehlanreize geben: „Jeder soll da trainieren, wo er am Besten aufgehoben ist.“ Gleichzeitig machte sie deutlich, dass man bundesweit gesehen, nicht alle Stützpunkte brauche.
Stresstest mit heimischen Gemeinden durchführen
Vor dem Hintergrund der noch unklaren künftigen Ergebnisse der Förderkonzepte regten die Anwesenden an, nach entsprechender Ausarbeitung einen „Stresstest“ mit den heimischen Gemeinden durchzuführen, da Unsicherheiten bestünden, wie sich die Mittelverteilung, Methodik und Verschlüsselung auswirken würden. Das Ergebnis – das erwartet auch übertragbar auf andere Sportstätten und die betroffenen Kommunen ist – wolle man im Dialog mit den heimischen Gemeinden besprechen. An einem ließen die Anwesenden Entscheidungsträger aber keinen Zweifel: „Die Standorte sind nicht gefährdet. Wir sorgen für eine Bestandsgarantie“ zeigten sich die drei Bundespolitiker einig.
Olympia-Idee aufleben lassen, sportliche Großereignisse präferieren
Staatsekretär Mayer machte deutlich, dass er sich sehr gut mit einer künftigen bundesdeutschen Olympiabewerbung anfreunden könne. Nach fünf gescheiterten Bewerbungen „blute ihm das Herz.“ Er hoffe auf eine neue Bewerbung. „Am einfachsten wären Winterspiele.“ Wichtig sei, die Bevölkerung hier frühzeitig mitzunehmen. Es müsse sich der Wunsch durchsetzen, „dies sind unsere Spiele.“ Frühzeitig vorbereitend, richte man in den kommenden Jahren sowohl in Sommer- wie auch in Wintersportarten Großereignisse aus.