Von „läuft problemlos“ bis „verfahrene Situation“ alles dabei Verkehrskonferenz mit Überblick über die laufenden Baumaßnahmen – Sorgen bereitet die Deutsche Alpenstraße
Traunstein. Über den Planungsstand der Bauprojekte und anstehende, nötige Baumaßnahmen in der heimischen Region stimmt sich das Staatliche Bauamt Traunstein mit dem heimischen Bundestagsabgeordneten Peter Ramsauer seit über 25 Jahren regelmäßig ab. So auch am Dienstag, als sich die Leitung des Bauamtes mit dem früheren Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer zur jährlichen Verkehrs- und Straßenbaukonferenz traf und beide Seiten deutlich machten „wo der Schuh drückt.“ Ramsauer betonte, dass für ihn der Dialog sehr wichtig sei, da er laufend im Dialog mit betroffenen Bürgern stehe, und viele Nöte, Sorgen und Probleme in Sachen Verkehrssituation in der Region in seinem Büro zusammenliefen. Und auch die Gespräche mit den jeweiligen Bürgermeistern helfe oft, Steine auf kommunalpolitischer Ebene aus dem Weg zu räumen. Deshalb sei der Austausch mit den Behördenvertretern wichtig. Bei dem Termin gehe es nicht um Parteipolitik: „Wichtig ist, dass wir unsere beiden Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land nach vorne bringen. Nur das zählt!“. Leitender Baudirektor Christian Rehm betonte, dass er den regelmäßigen Gesprächsaustausch sehr schätze. Insofern sei der Dialog mit dem Bundesverkehrsminister a.D. wichtig und lenkte auf die einzelnen Projekte über.
Vorzeigeprojekt Ortsumfahrung Obing
In Obing sei man weiter als der ursprüngliche Zeitplan, man erwarte die Verkehrsfreigabe Mitte des Jahres. „Läuft problemlos, eine der angenehmen Maßnahmen.“ Auch Ramsauer freute sich über die Entwicklung: „Das ist ein Vorzeigeprojekt. Bei dem ist man schneller als mit dem Aubergtunnel.“ Dort sei man wohl Ende des nächsten Jahres fertig, nach dem Probebetrieb erwarte man die Freigabe im Frühjahr 2021. Beim Bauabschnitt 2 der Ortsumfahrung Altenmarkt wolle man im ersten Halbjahr 2020 den Antrag auf Planfeststellung stellen. „Die in Bau befindlichen Maßnahmen machen mir am wenigsten Sorgen,“ so der Amtsvorstand. Das Bauen sei im Allgemeinen nicht das Problem, sondern das Planungsrecht zu schaffen mit oft endlosen und kostenintensiven Verzögerungen wie er am Beispiel einiger aktueller Projekte betonte. Auch beim Aubergtunnel habe es ja jahrelange Verzögerungen gegeben. Manche Änderungen seien in der Natur der Sache verständlich, vereinzelt gäbe es aber regelrechte Torpedierungen von oft notwenigen Kleinprojekten. „Das ist die Entwicklung in unserer Gesellschaft.“
Bei der noch fertig zu planenden Ortsumfahrung Trostberg auf der B 299 nahe Mögling mache ihm der Einschnitt in die Möglinger Hangleite und damit verbundenen Eingriffe in die Natur Sorgen, so dass eine mögliche Aufteilung der großen Maßnahme in 2 für sich verkehrswirksame Teilabschnitte für das bevorstehende Planfeststellungsverfahren auch eine diskussionswürdige Option sei. Eine zeitnahe Realisierung der Umfahrung sei aber für die Bevölkerung wünschenswert. Bei der Ortsumfahrung Tacherting auf der B 299 lasse man derzeit die Vorentwurfsunterlagen erarbeiten. Bei der angestrebten Ortsumfahrung Nunhausen-Matzing habe man bisher nur Voruntersuchungen vorgenommen. Man wolle mit der neuen Trassenführung die höhengleichen Bahnübergänge beseitigen, wie Bernadette Wallner als verantwortliche Planerin im Amt betonte. „Schnell wird es nicht gehen, aber wir wollen es zum Erfolg führen“, gab sich Rehm zuversichtlich.
Auf der B20 im Bereich Laufen wartet im kommenden Jahr der Planfeststellungsbeschluss, der vermutet wohl beklagt werde. Auf der B 21 Ortsumfahrung Bad Reichenhall sind zunächst die Ergebnisse der laufenden Verkehrsuntersuchung abzuwarten, bevor in die Erarbeitung der Vorentwurfsunterlagen eingestiegen werden kann. „Das liegt mir im Magen“, so der Amtsvorstand, der betonte, dass es im Falle von zwei Röhren mit voraussichtlich deutlich mehr als 250 Millionen Euro Kosten wohl zu einer Neubewertung des Projektes durch den Bund käme. Die Probleme auf der Gesamtstrecke könne man aber auch dadurch alleine nicht lösen.
Höchste Priorität: Erneuerung der Saalachbrücke in Piding
Im Bundesstraßennetz des Amtsbereichs bestehen noch sechs Ausbaulücken, die man sukzessive schließen wolle. In der Sache Ertüchtigung Stützbauwerke Bodenberg auf der B 21 wolle man im kommenden Jahr umfangreiche Sicherungsbauwerke bauen. 10.000 Fahrzeuge beziehungsweise bei österreichischer Blockabfertigung bei Kufstein 12.000 Fahrzeuge müsse man dort mit ampelgesteuerter Verkehrsführung während der Bauphasen abwickeln. Auf der B 20 Ausbau Eisenrichterberg Bischofswiesen gilt es eine Lücke zwischen der bestehenden Stützwand und den 2018 und 2019 neu errichteten Stützkonstruktionen zu schließen, die man im kommenden Jahr angehen wolle. „Wir müssen das zeitlich einigermaßen verkehrsverträglich mit anderen Baumaßnahmen in der Region gestalten,“ hatte Rehm die Verkehrsteilnehmer im Blick. Beim noch offenen Ausbau der B 307 Marquartstein-Donau gäbe es unterschiedliche Sichtweisen von den betroffenen Gemeinden. Man plane für die künftig sieben Meter breite Bundesstraße möglichst bestandsorientiert. Allerdings nimmt der gewünschte Geh- und Radweg weitere Flächen in Anspruch. Man hoffe, dass hier auch – gerade auf Marquartsteiner Seite – die Einsicht reife, dass ein verkehrssicherer Ausbau alternativlos sei. „Aber soweit es geht, wollen wir auf die Wünsche der Gemeinden eingehen“, betonte Rehm. Die Erarbeitung der Vorentwurfsunterlagen des Ausbaues der B 20 nördlich von Tittmoning laufe. Das Projekt bringe aber erhebliche Eingriffe in private Grundstücke mit sich wie Planungsverantwortlicher Martin Bambach erläuterte. Beim Projekt Brücke DB Strass mit Verlegung auf der B 304 befinde man sich im Planfeststellungsverfahren. Bei der Erneuerung der Saalachbrücke auf der B 20 in Piding stehe man im Vergabeverfahren für die Planungsleistungen. Dabei handelt es sich um die einzige Straßenverbindung des inneren und äußeren Landkreis Berchtesgadener Land. „Die hat höchste Priorität,“ sagte Rehm. Für den Kreisverkehr auf der B 305/St2098 bei Hinterpoint südlich Ruhpolding erarbeite man ebenfalls die Vorentwurfsunterlagen.
Bei dem in der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutierten Thema St 2095 Entlastungsspanne Seebruck läuft die Raumempfindlichkeitsanalyse. Ergebnisse dürften in rund einem dreiviertel Jahr feststehen. Die Raumempfindlichkeitsanalyse hat den Zweck, konfliktarme Korridore zu ermitteln, die für eine mögliche Trassenführung geeignet sind. Es gibt daher zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Vorfestlegungen über eine Trassenführung.
Beim Projekt OU Neusillersdorf auf der St 2104 wolle man im kommenden Jahr in das Planfeststellungsverfahren gehen. Für die OU Chieming auf der ST 2096 gebe es aus Kapazitätsgründen im Amt derzeit noch keine Planungsaktivitäten. „Wir haben derzeit keine Kapazitäten. Das ist ärgerlich, weil es für die Variante 2 eigentlich ein klares 12:5 Votum in der Gemeinde gibt.“ Die Ertüchtigung Antonibergtunnel auf der ST 2101 werde 2020 vorbereitet und 2021 ausgeschrieben und gebaut. Weitere Projekte stehen in Vorbereitung beziehungsweise laufen, wie Rehm erläuterte. Längere Diskussionen gab es auch um die von Peter Ramsauer eingebrachte Verkehrssituation in Eisenärzt. Hier stünden aber die potenziellen Kosten den Wünschen der verkehrsgeplagten Anwohner entgegen, wie es von Seiten der Bauamtsvertreter hieß.
Schwerpunktproblem: Sanierung Deutsche Alpenstraße
Der Zustand der in den 1930er Jahren erbauten Strecke sei in vielen Teilen erschreckend, wie Rehm ausführte. Viele Bauwerke würden an die Grenze ihrer Lebensdauer ankommen. Georisiken, Naturschutzgebiete und fehlende Schutzwälder würden die Situation zusätzlich erschweren. Sanierungsarbeiten wären eigentlich unter Vollsperrung möglich, was über Jahre lange Umleitungsstrecke zur Folge hätte. Das Bauamt ist daher derzeit dabei, die baulichen, verkehrlichen und naturschutzfachlichen Anforderungen in einem Konzept zusammenzuführen und Lösungen zu entwickeln.
Konkrete Planungen gibt es bereits im Abschnitt zwischen dem Knotenpunkt B305/St2101 „Wegscheid“ und Schneizlreuth. Hier soll in den nächsten Jahren unter anderem eine 480 m lange Galerie im Bereich Weinkaser errichtet werden. Damit soll der Abschnitt vor Naturgefahren gesichert und die baufälligen Stützmauern erneuert werden. Für die Sanierung der Deutschen Alpenstraße müssen in den nächsten 10 Jahren Investitionen im unteren 3-stelligen Millionenbereich aufgebracht werden.