Maschinenbauer brauchen offene Märkte
Peter Ramsauer im Dialog mit Vertretern der Wirtschaft – Firmengespräch bei der Firma Kiefel
Freilassing. Offene Märkte und freier Handel ohne Barrieren sind von entscheidender Bedeutung für die Unternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Insbesondere global agierende mittelständische Betriebe, darunter auch die häufig zitierten „Hidden Champions“ (unbekannte Weltmarktführer), sind auf einen funktionierenden Freihandel angewiesen. Nur so können sie eine starke Position im internationalen Wettbewerb einnehmen und einen wichtigen Beitrag für Arbeitsplätze und Wohlstand in ihrer Region leisten. Darüber waren sich Thomas Halletz, Sprecher der Geschäftsführung der Kiefel GmbH in Freilassing, Ulrich Ackermann vom VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) und der heimische Bundestagsabgeordnete Peter Ramsauer einig. Gleichzeitig zeigte man sich besorgt, dass anhaltende handelspolitische Konflikte, die insbesondere auch vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump gegen China und Europa und hier im Speziellen gegen Deutschland angezettelt würden, massiv negative Auswirkungen auf den heimischen Export und den Welthandel im Gesamten haben. Auch die exportabhängigen Unternehmen im südostbayerischen Raum bekämen das zunehmend verstärkt zu spüren.
„Wir entwickeln und produzieren unsere Anlagen in Freilassing und haben eine Exportquote von 90 Prozent. Die Freiheit des internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehrs ist für unser Unternehmen und unseren Standort hier daher lebenswichtig“ sagte Halletz im Rahmen der Betriebsbesichtigung, dessen Unternehmen am Stammsitz in Freilassing rund 580 Mitarbeiter beschäftigt. Von der Politik erwarte man sich mehr Einsatz für den Freihandel.
Auch in der Fachkräftegewinnung erwarte man ein Umdenken in der Politik. Die Entsendung von Monteuren innerhalb Europas sei mit steigendem bürokratischem Aufwand verbunden Dies gelte auch für die Ausbildung von Mitarbeitern, die aus dem Ausland kommend, in Freilassing ausgebildet werden, bevor sie dann wieder ins Ausland zurück gehen. Hier erwarte man eine unbürokratische Regelung mit einer Visaerteilung von bis zu 12 Monaten.
„Wir exportieren unsere Anlagen weltweit. Damit sind vielseitige Anforderungen und komplexe technische Regelwerke verbunden, die den Export nicht immer einfach machen. Freihandelsabkommen sind vor diesem Hintergrund sehr wichtig, denn sie bauen sogenannte nichttarifäre Handelshemmnisse ab und machen uns somit wettbewerbsfähiger,“ erläutert Halletz, dessen Unternehmen zu den Weltmarktführern in der Konzeption und Herstellung von Maschinen für die Verarbeitung von Kunststofffolien ist.
Über 600.000 Arbeitsplätze im Maschinenbau vom Exportgeschäft abhängig
Ulrich Ackermann, Leiter der VDMA Außenwirtschaft (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau), dessen Verband knapp 3.200 Mitgliedsbetriebe vertritt, zeichnete das Bild etwas weiter und unterstrich die Bedeutung des Freihandels für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau: „Der Maschinenbau aus Deutschland hat im Jahr 2017 rund 226 Milliarden Euro umgesetzt, die Exportquote liegt bei über 78 Prozent. Mehr als 600.000 Arbeitsplätze sind direkt vom Export abhängig. Daran wird deutlich, welch großen Stellenwert der Außenhandel für den industriellen Mittelstand hat.“
Hinzu komme, dass mittlerweile rund 35 Prozent des Exports in Länder mit hohen Einfuhrhürden gehe. „Freihandel braucht daher die klare Fürsprache in der deutschen Politik, denn es geht letztlich um Arbeitsplätze und Wohlstand in unserem Land. Protektionismus und Abschottung werden hingegen alle Marktteilnehmer im In- und Ausland zu Verlierern machen“, betonte Ackermann.
Ramsauer: Alles dafür tun, Weltmärkte offen zu halten
„Starke Mittelstandsunternehmen, wie Kiefel, sind das Rückgrat der Deutschen Wirtschaft. Um sie werden wir weltweit beneidet. Die Politik muss alles dafür tun, ihnen freiheitliche Rahmenbedingungen zu gewährleisten und ihnen die Weltmärkte offen zu halten“ stellte sich Ramsauer klar auf die Seite der Unternehmen und ergänzte: „Exportwirtschaft und Außenhandel sind tief verwurzelt in unserem ländlichen Gebiet.“
Er ließ keinen Zweifel daran, dass ohne Freihandelsabkommen und vernünftigen Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Arbeiten unabdingbar sein. „Ohne Freihandelsabkommen geht es nicht.“ Zwar gäbe es bereits 40 Abkommen die inzwischen in Kraft sind und 26 seien in Verhandlung. Dennoch brauche man diese zwischenstaatlichen Abkommen um den Unternehmen den Zugang zu den Märkten zu ermöglichen.
Er betonte weiterhin, dass er sich dafür einsetzen wolle, dass Anträge für Dual-Use-Güter (Verwendung sowohl im militärischen wie auch im zivilen Bereich) schneller entschieden würden. Es gäbe derzeit einen Stau von rund 4.000 Anträgen, was ein unhaltbarer Zustand sei. „Es braucht schnellere und großzügigere Genehmigungen“ so der Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestages. „Mit so einem Mist verschenken wir ein halbes Prozent Wirtschaftswachstum.“
Dem neuen Fachkräftezuwanderungsgesetz stehe er positiv gegenüber, wenngleich er die positiven Auswirkungen als begrenzt ansehe. Es gelte nun, dieses nach und nach weiter zu öffnen, um den Firmen vor dem Hintergrund des bestehenden Fachkräftemangels zu helfen.