„Die älteste Kunsteisbahn der Welt wird wieder aufgebaut“ Einheitliches Statement aus der Politik für den Wiederaufbau – Bahn als Teil eines künftigen Sicherheitskonzepts für die Anwohner

„Die älteste Kunsteisbahn der Welt wird wieder aufgebaut!“ ließ Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium und dort insbesondere auch für den Bereich Sport zuständig, keinen Zweifel, dass er sich für den unbedingten Wiederaufbau der vor einer guten Woche nach einem Unwetter zerstörten Kunsteisbahn Königssee einsetzt. Dies hat er beim Ortstermin am Samstag betont: „Im Vordergrund steht natürlich die Hilfe für alle, die schwere Schäden an ihrem Hab und Gut erlitten haben. Ich bin aber auch hier, um ein politisches Signal zu setzen: Die Bahn muss wieder aufgebaut werden! Wir werden das gemeinsam zwischen Bund und Land schultern!“.

Der heimische Bundestagsabgeordnete Peter Ramsauer hatte in den Folgetagen der Katastrophe Verantwortliche aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sowie Verantwortliche im Sport sowie für die Bahn zusammengetrommelt. Am Samstag hatte man sich vor Ort nun gemeinsam ein Bild gemacht. Die ernsten Gesichter – auch bei Personen die die Bahn bereits mehrfach nach der Unwetter-Katastrophe besichtigt haben – zeigten wie unfassbar das Ausmaß der Zerstörung ist. „Dieses unvorstellbare Maß an Verwüstungen kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man das nicht mit eigenen Augen gesehen hat“ betonte dann auch Peter Ramsauer – ohne hier einen „Katastrophen-Tourismus“ an der Bahn das Wort zu reden. „Aber es ist mir und uns allen ein klares Anliegen, dass die betroffenen Bürger hier in der Region schnellstmöglich Unterstützung bekommen, aber dass auch die Bahn schnellstmöglich wieder hergerichtet wird.“ Deshalb habe er auch das Treffen vor Ort initiiert, in dem man sich nun über die aktuelle Lage sowie die weitere Vorgehensweise abgestimmt hat.

Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ließ keinen Zweifel daran, dass man sich in der Zielsetzung eines schnellstmöglichen Wiederaufbaus der Bahn einig sei und machte auch deutlich, wie wichtig die Bahn für den heimischen aber auch überregionalen Bob-, Rodel- und Skeleton-Sport ist: „Wir wissen um die Bedeutung!“ Landrat Bernhard Kern und Schönaus Erster Bürgermeister Hannes Rasp stellten ergänzend noch die touristische Bedeutung und den überregionalen Marketingwert der Bahn heraus. Bürgermeister Rasp teilte mit, dass es in der Hotellerie schon Stornierungen aufgrund der beschädigten Bahn gebe, er befürchte negative Auswirkungen auf den Tourismus – und das erst recht, wenn die Bahn dauerhaft nicht mehr zur Verfügung stünde, was für alle Beteiligten völlig unakzeptabel ist.

Gleichwohl wollte man sich in diesem Stadium, in dem die Schadensaufnahme und gutachterliche Betrachtung des Reparatur- und Wiederaufbauaufwandes erst anlaufe, nicht auf Zahlen festlegen. „Die Kosten sind derzeit natürlich noch unklar und müssten getrennt gesehen werden, die zum einen zur Verbauung des Hanges und des Bachbettes zum Schutz der Anwohner notwendig seien und zum anderen, was die Sanierung der Kunsteisbahn betrifft“ betonte Landrat Kern und MdL Kaniber fügte hinzu: „Man kann in den Berg nicht hineinsehen. Aber entscheidend ist unser heutiges Signal des Zusammenhalts von Bund, Land und Kommune“ so die Landwirtschaftsministerin.

Sportverantwortliche mit konstruktiven Vorschlägen

Wie sehr man inmitten der Zerstörung der „Mutter aller Bob-Bahnen“ und der schlagartig aufgekommenen Probleme für den Sport über den eigenen Tellerrand hinausschaue machte Thomas Schwab, Vorstandsvorsitzender des Bob- und Schlittenverbandes (BSD) deutlich. Sei es für ihn doch von elementarer Bedeutung, dass die Anwesen, die an bzw. unter der Bahn stehen, durch diese geschützt worden seien. „Erst die Anwohner mit ihren Häusern, dann die Bahn!“ war sein kurzes Statement dazu, dem er auch klare Vorschläge für den künftigen Wiederaufbau folgen ließ: „Wir übergeben den aller obersten Teil der Bahn der Natur, sodass das Bachbett und der Hang am Grünstein unabhängig von der Kunsteisbahn so verbaut werden kann, dass der größtmögliche Schutz für alle umliegenden Anwohner gegeben ist.“ Auch werde die Bahn damit vor einer vergleichbaren Katastrophe geschützt. Es brauche eine Barriere, die Schutz für die Bahn und den Verlauf des Hanges bringe.

Veränderter Streckenverlauf

In die gleiche Kerbe schlug auch BSD-Vorstand Alexander Resch: „Der Hang muss zum Schutz der Bevölkerung verbaut werden. Der Sport muss da integriert werden.“ Auch er machte deutlich, dass die Bahn wie eine Art Puffer bei den auflaufenden Wassermassen gewirkt habe: „Die Bahn hat Schlimmeres verhindert! Die Häuser weiter unten hätten sonst massiven Schaden genommen!“. Die beiden Sportverantwortlichen gaben zusammen mit Betriebsleiter Markus Aschauer einen Überblick über die Schäden. Glücklicherweise sei der Bahnkörper als solcher weitgehend nicht zerstört worden. Schäden habe es unter anderem an den Elektroverteilern, dem Dach und an den Glasfaserleitungen gegeben. Darüber hinaus sind Teile der Bahn aber auch verschiedene Freiflächen mit einer rund zehn Zentimeter dicken, fest getrockneten Schmutz und Lehmschicht überzogen. Steine, Geröll und abgebrochene Baumstämme und Äste liegen neben und teilweise auch auf der Bahn. „Jetzt müssen erst einmal die Statiker kommen“ betonte Aschauer. Mit schwerem Gerät und Spezialwerkzeug muss die Bahn und der Bereich um die Bahn geräumt und gesäubert werden.

Dass der mittelfristige Ausfall der Bahn natürlich überhaupt nicht in das sportliche Kalkül passt, machten die Verbandsvertreter deutlich: Wäre doch in zwei Wochen im Rahmen der Olympia-Vorbereitung der nationale Kader im Berchtesgadener Land gewesen. Nun geht es früher zum Training nach China, wie Vorstandsvorsitzender Schwab ausführte und einen Blick auf die Nachwuchsfahrer lenkte: „Den Nachwuchs trifft es jetzt nach Corona brutal!“. Gleichzeitig betonte er, dass die Bob-, Rodel- und Skelettongemeinschaft über die Landesgrenzen hinaus eine beispiellose Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft zeige. „Wir haben tolle Angebote bekommen“. Hilfe kam aus den nationalen Standorten Altenberg, Winterberg und Oberhof, aber auch aus dem österreichischen Innsbruck. Und dann sind da noch russische Fachkräfte, die sich in den Dienst der Sache stellen und zum Helfen kommen – eine Hilfsbereitschaft, die auch den Staatssekretär Stephan Mayer und den Bundestagsabgeordneten Peter Ramsauer begeisterten: „Das sind schöne, ermutigende Signale!“.

Einigkeit bestand schliesslich trotz großer Zerstörung in dem unbedingten Willen, die Bahn wieder aufzubauen. BSD-Vorstandsvorsitzender Thomas Schwab brachte es auf den Punkt: „Zum Schluss muss die Bahn besser werden als sie vorher war!“.